MARKTTAGE REHNA 

 15.06. I 20.07. I 17.08.2024

 von 9 bis 14 Uhr

auf dem Marktplatz

 

 

Auf dem Marktplatz können frische und regionale Produkte wie Gemüse, Fleisch, Obst, Säfte, Liköre, Fisch, Honigprodukte sowie Taschen, Decken, Geschenke, Accessoires und Schmuck eingekauft werden. Die Läden Typisch Lorenz, Geschenke & Co, die Bäckerei Klug und der Blumenladen am Marktplatz haben ebenfalls geöffnet. 

 

Vom Marktplatz kommt man direkt auf den Kirchplatz und zur Klosteranlage Rehna, wo das Klostermuseum besichtigt werden kann. Zu sehen sind die Dauerausstellung „Prämonstratenserinnen in Rehna“ und die Ausstellung „Wunderdinge – die Kunst der Buchillustration“ von Anke Ortlieb.

Auf der Klosteranlage befinden sich öffentlich zugänglich das Kneippbecken und der Barfußpfad sowie der Klostergarten und eine Wiese zum entspannen und verweilen.

 

  

Veranstalter:

Stadt Rehna

Freiheitsplatz 1

19217 Rehna

www.stadtrehna.de

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Abriss der Geschichte der Märkte in Nordwestmecklenburg

 

Im Jahr 1158 schenkte Heinrich der Löwe dem ersten Bischof von Ratzeburg, Evermond, nicht nur Ort und Region Gressow, er verlieh auch dem viele 100 km südlich gelegenen "Kloster zu den Mönchen" das Markt- und Münzrecht womit er das heutige München gründete. Dassow und andere Orte der Region entwickelten sich im Mittelalter langsamer als die bayerische Metropole. Anfangs zu sogenannten „Marktflecken“, einer norddeutschen Bezeichnung für eine „Minderstadt“. Diese hatten bereits einige städtische Privilegien, unter anderem das Marktrecht.

Man brauchte nicht nur das Recht einen Markt abzuhalten, man benötigte dafür auch einen Ort. Kolonisten bauten im Mittelalter das slawische Dorf Grevesmühlen städtisch aus wobei sie die Kirche zentral und den Markt am Nordende der alten Dorfstraße anlegten. Einige Städte wie das mecklenburgische Goldberg verfügen hingegen über keinen Marktplatz, dort reiht sich die Kirche ohne größeren Vorplatz in das Straßengefüge des Stadtkerns ein.

Nordeuropas größten erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern besitzt Wismar. Nur bildet nicht der Fürstenhof, sondern der 1 ha große Marktplatz das Zentrum der Stadt! Auf teilweise noch heute erkennbaren Wegen zogen Händler mit ihren Wagen von diesem zu weiteren Märkten, der Wismarer Markt aber selbst wurde nicht nur für den Handel genutzt. Im Herbst des Jahres 1427 beispielsweise richtete der Henker hier den Bürgermeister Banzkow und seinen Ratsherrn van Haren hin, woran noch heute eine in das Marktpflaster eingelassene Steinplatte erinnert.

Aber auch dieser in vielerlei Hinsicht bedeutende Wismarer Markt verkam vorübergehend, so dass im Jahr 1766 der englische Reisende Thomas Nugent festhielt, dass die Stadt wenig bevölkert sei und auf dem großen Marktplatz Gras wachse. Dassow wiederum, noch immer nicht mit Stadtrecht beliehen, hielt seinen Jahrmarkt auf der Wiese vor der Dassower Brücke ab. Auf diesen stießen im Jahr 1806 „Blüchersche Husaren“ die den Marktbesuchern zuriefen, dass die Franzosen bei Jena und Auerstedt gewonnen hätten und nun auch in Richtung Ostsee ziehen würden. Umgehend rafften die Händler ihre Waren zusammen um in Richtung Westen flüchtend Lübeck noch vor dem Verschluss der Tore zu erreichen.

Rehna erhielt seine Bedeutung durch die Lage an der Straße Schwerin zu eben diesem Lübeck. Früh bekam Rehna das Marktrecht während viele andere, sonst städtische Privilegien dem Rehnaer Kloster vorbehalten blieben. Im Stadtarchiv finden wir heute noch einen Aktentitel mit der Bezeichnung „Das Marktstandgeld und dessen Verteilung 1759-1869“.

Klütz wiederum, wo ab etwa 1660 am ersten Donnerstag im Oktober jeweils Markt gehalten wurde, erhielt erst 1713 das Marktrecht bevor es 1863 die Ernennung zum „Flecken“ bekam. Letztendlich auch gegen dieses Klützer Marktrecht zogen 1828 Wismar und Grevesmühlen vor den Stände-Landtag, indem sie forderten, dass Klützer Krämer und Handwerker ihr Gewerbe niederlegen sollten. Eduard Vehse schrieb 1856 in seiner Geschichte der kleinen deutschen Höfe über dieses etwas kleingeistige Mecklenburg: „(...) der Mecklenburger kennt wohl praktisch den Landbau, die stolze Pferderace seines Landes wird vielfach veredelt, der Wollmarkt und die Thierschau zu Güstrow, das große Pferderennen zu Doberan, die beträchtliche Kornausfuhr nach England und Amerika, alles dies spricht für Universalumsicht am landwirtschaftlichen Horizonte während man sich der Industrie auch nirgends genähert hat, es sei denn, unglücklicherweise in zahlreichen Branntweinbrennereien.“[1]

Wismars Marktordnung wurde 1899 wohl auch wegen der hier angesprochenen Trunksucht neu aufgelegt und in den kommenden Jahren mehrfach revidiert. Wochenmärkte durften mittwochs und sonnabends abgehalten werden, dazu ein Sondermarkt am 24. Dezember. Gehandelt werden durfte mit Lebensmitteln aller Art, Gegenständen "deren Erzeugung in unmittelbarer Verbindung mit der Land- und Forstwirtschaft, dem Garten- und Obstbau oder der Fischerei" stand sowie mit den Produkten des Nebenerwerbs von Tagelöhnern. Ortsansässige durften ihre Handwerksprodukte anbieten und auch Kuchenbäcker erhielten eine Marktzulassung. Verboten hingegen waren der Handel und Ausschank von „geistigen Getränken“.[2]

Besonders begehrt war auf dem Wismarer Markt der Kohl von der Insel Poel der regelmäßig innerhalb kurzer Zeit ausverkauft war während der Kohl der Festlandsbauern oft von diesen wieder mit nach Hause genommen werden musste. Manch Poeler Bauer soll aber den Kohl der Festlandsbauern heimlich aufgekauft und als Poeler Kohl teuer weiterverkauft haben.

Diesem und anderen Markttreiben machte die sozialistische Sowjetmacht ab 1945 vorübergehend ein Ende, als sie auch über Schönberg zu herrschen begann wurde der Marktplatz in „Platz der Freiheit“ umbenannt! Der Plan hatte den Markt vorübergehend besiegt!

Trotzdem gibt es noch den zentral gelegenen „Gänsemarkt“ in Neuburg während der mecklenburgische Heimatsschriftsteller Fritz Reuter das weitgehend unbekannte Singspiel „Eine Marktszene“ verfasste. Der aus Demern stammende kommunistische niederdeutsche Schriftsteller Rudolf Hartmann wiederum schrieb im Jahr 1932 voller Missachtung der oben genannten Alkoholverbote etc. über Schönberg:

 

„Bi'n Kräuger an'n Markt dor giwt kein Gequark,

dor giwt dat kein Quesen, kein Hasten un Schesen,

dar kannst Du in Rauh' aha, ümmertau

tau Rechten, tau Linken: Prost seggen un drinken.“[3]

 

 

Christoph Wunnicke, Schwerin April 2023

 

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[1] Vehse, Eduard: Geschichte der kleinen deutschen Höfe, Hamburg 1856, S. 30.

[2] Borchert, Jürgen: Was ich von Wismar weiß - Notizen und Bilder, Rostock 2000, S. 34.

[3] Schönberg, 750 Jahre alte Stadt, in: Kreisarbeitsgemeinschaft schreibender Werktätiger des Kreises Grevesmühlen (Hg.): Der Kreis Grevesmühlen 1949 – 1969, 1969, S. 22.