Affäre Béla B.

Konzert mit Martina Weidner (Bratsche), 

Ernst Deuker (Kontrabass- Klarinette) und Nikolaus Neuser (Trompete)

 

am 31.10.2025

um 19 Uhr

im Gerichtssaal 

 

 

 

Am 6. Oktober ist der Klarinettist von internationalem Rang Theo Jörgensmann wenige Tage nach seinem 77. Geburtstag überraschend gestorben.
Der letzte Abend der Konzertreihe Affäre Béla B., in der die Musik Béla Bartóks im Mittelpunkt steht,  wird nun ein Abschied und zugleich ein Weitermachen für die Musikerin Martina Weidmann und den Musiker Ernst Deuter. „Wir waren seine letzte musikalische Affäre. Gegen Ende des letzten Konzerts hat er noch einmal zu seiner vielleicht
schönsten, aus dem Moment heraus frei erfundenen, Melodie angesetzt. Danach ist er nach Hause gefahren, um sich auszuruhen – zwei Tage später
war die Ruhe endgültig, unwiderruflich. Noch stehen wir unter Schock – unsere CD ist gerade fertig, und nun fehlt uns, sehr sehr schmerzhaft fehlt sie uns, seine unverwechselbare Stimme. Aber wir wissen bereits – wir machen weiter. Es ist Theos, Bartóks, unsere Musik. Sie lebt. Wir machen weiter – alles andere würde er uns auch nicht verzeihen.“
Für Theo Jörgensmann wird der gemeinsame Freund und Kollege, der
Trompeter Nikolaus Neuser spielen.


Das Konzert bildet den Abschluss der Ausstellung Good morning world von Herbert H. W. Hundrich. Der Künstler Herbert H. W. Hundrich stellt vor dem Konzert sein Kunstprojekt Good morning world vor. Die Veranstaltung ist eintrittsfrei und wird gefördert durch die Nordkirche und das Land Mecklenburg-Vorpommern.

 

 

 

Mit seiner Expressivität sprengt das Trio den konventionellen Rahmen kammermusikalischen Konzertierens, wozu nicht zuletzt das besondere Klangbild beiträgt. Während die Bassklarinette seit Eric Dolphy auch im Jazz eine nicht mehr wegzudenkende Rolle spielt, kommt der Kontrabassklarinette noch immer ein Sonderstatus zu. Ernst Deuker, einst Mitbegründer und langjähriger Bassist der Kultband "Ideal", spielt sie, auch das ist bemerkenswert, seit den achtziger Jahren nicht als Neben-, sondern als Hauptinstrument. Ursprünglich vom E-Bass kommend, hat er sich unter dem Eindruck eines Konzertes mit dem Jazz-Tubisten und eben gelegentlich auch Kontrabassklarinette spielenden Howard Johnson für dieses Instrument entschieden. Martina Weidner, die mit Béla Bartóks Konzert für Bratsche und Orchester oder auch mit Dimitri Schostakowitschs Sonate für Bratsche und Klavier auf der Bühne stand, schlägt in diesem Trio souverän die Brücke von der Klassik zur Improvisation. Theo Jörgensmann schließlich, hier vor allem mit der Altklarinette agierend, bringt Erfahrungen mit Klarinetten-Ensembles ein, die von seiner Mitwirkung in den frühen, aus heutiger Sicht schon legendär zu nennenden Clarinet Summits bis in die Gegenwart reichen. Aus diesem Geflecht von Klängen, Traditionen und Wahlverwandtschaften entwickelt das Trio Affäre Béla B. seine aktuelle Musik, Bartóks Schaffen als Aufforderung und im schönsten Sinne als Provokation begreifend. Kein gelegentlicher Flirt, sondern eine Liebesaffäre mit unüberhörbarer Leidenschaft.

Bert Noglik